Gemma Pörzgen
Monika Huber
Der Blick in die Zukunft ist für viele Menschen vor allem durch Ängste und Sorgen belastet. Große Hoffnungen, positive Veränderungen oder Visionen scheinen in die Ferne gerückt zu sein.
Seit dem 24. Februar 2022 ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine für uns zum beherrschenden Thema geworden. Er hat die größte Flüchtlingswelle in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg bewirkt. Mehr als 7,9 Millionen Menschen sind nach Angaben des UN-Hilfswerks aus dem Land geflohen, weitere 5,9 Millionen sind innerhalb der Ukraine vertrieben.
Hinter all diesen Zahlen verbergen sich persönliche Schicksale und Tragödien. Es sind überwiegend Frauen und Kinder, die das Land verlassen, während ihre Männer und Väter für die Unabhängigkeit und Weiterexistenz der Ukraine gegen die russische Übermacht kämpfen. Über die mediale Berichterstattung und die sozialen Medien erreichen uns täglich die bedrückenden Bilder und Geschichten aus diesem Vernichtungskrieg, der sich noch sehr lange Zeit hinziehen dürfte.
Für großes Entsetzen sorgte im März 2022 weltweit die gezielte Bombardierung des Dramatischen Theaters in Mariupol der Region Donezk, die als russisches Kriegsverbrechen bewertet wird. Das Theater war zu diesem Zeitpunkt ein wichtiger Zufluchtsort für die Bevölkerung in der belagerten Stadt. Es diente als Umschlagplatz, um Medikamente, Lebensmittel und Trinkwasser zu verteilen und als Treffpunkt für Menschen, die auf eine Evakuierung aus der umkämpften Stadt hofften.
In riesigen kyrillischen Buchstaben war das Wort „Дети“ – russisch für „Kinder“ – rechts und links auf den Hof neben das Gebäude geschrieben worden, um das Theater als ziviles Objekt zu kennzeichnen. So sollte es für russische Kampfpiloten und auf Satellitenaufnahmen eindeutig erkennbar sein.
In riesigen kyrillischen Buchstaben war das Wort „Дети“ – russisch für „Kinder“ – rechts und links auf den Hof neben das Gebäude geschrieben worden, um das Theater als ziviles Objekt zu kennzeichnen. So sollte es für russische Kampfpiloten und auf Satellitenaufnahmen eindeutig erkennbar sein. Dennoch wurde das Gebäude bombardiert.
Dennoch wurde das Gebäude bombardiert. Die darauffolgende Explosion brachte das Dach und große Teile zweier tragender Wände zum Einsturz. Zum Zeitpunkt des Angriffs befanden sich Hunderte Zivilisten im Theater und in unmittelbarer Nähe.
Amnesty International hat ermittelt, dass mindestens zwölf Menschen durch diesen Angriff getötet und viele weitere schwer verletzt wurden. Schätzungen der Stadtverwaltung hatten zuvor von sehr viel höheren Opferzahlen berichtet. Der Angriff erfolgte höchstwahrscheinlich mit einem russischen Kampfflugzeug, das zwei 500-Kilo-Bomben auf das Theater abwarf.
Mit Lichtinstallationen an mehreren Berliner Theatern wurde im Sommer gemeinsam mit Amnesty International an diese Vorkommnisse erinnert. Ende des Jahres 2022 haben die russischen Besatzungsbehörden in Mariupol das berühmte Theater abgerissen.
Während in der Ukraine zahlreiche Theaterleute selbst mit der Waffe in der Hand an die Front gegangen sind und ihr Leben riskieren, organisieren andere Ensemblemitglieder in den Theatern das städtische Überleben.
Während in der Ukraine zahlreiche Theaterleute selbst mit der Waffe in der Hand an die Front gegangen sind und ihr Leben riskieren, organisieren andere Ensemblemitglieder in den Theatern das städtische Überleben.
Zahlreiche Theater dienen wegen der gezielten russischen Angriffe auf die zivile Infrastruktur heute vor allem als Schutzräume für die Bevölkerung. Sie befinden sich meistens im Zentrum der Stadt und verfügen über große Keller und Werkstätten, die sie als Lagerfläche geeignet machen. Dort werden humanitäre Güter gesammelt und an Bedürftige verteilt.
Parallel spielen Schauspieler:innen auch weiter Theater, selbst im Luftschutzbunker. Das kann den Zuschauer:innen einmal Ablenkung bieten. Manchmal gelingt es auch, für eine kurzen Moment ein wenig Normalität in den Kriegsalltag hineinzutragen. So kann der Bühnenraum wichtiger Ort des gemeinsamen Erlebens sein. Viele Theater sind längst zu einer Art Gemeindezentrum geworden und vertiefen ihre Beziehungen in die unmittelbare Nachbarschaft.
So kann der Bühnenraum wichtiger Ort des gemeinsamen Erlebens sein. Viele Theater sind längst zu einer Art Gemeindezentrum geworden und vertiefen ihre Beziehungen in die unmittelbare Nachbarschaft.
Was können unsere Theater in solchen Zeiten anbieten? Einige Häuser wie das Deutsche Theater in Berlin haben das Kriegsgeschehen in der Ukraine schon seit 2014 aufmerksam mitverfolgt und frühzeitig erste Kontakte in die ukrainische Theaterszene ausgebaut. Die damalige DT-Dramaturgin Birgit Lengers startete eine Vernetzung in Form von Gastspielen und Residenzprogrammen. Zum Festival Radar Ost im Herbst 2021 kam das preisgekrönte Erfolgsstück „Bad Roads“ der ukrainischen Autorin Natalia Vorozhbyt nach Berlin und zeigte sechs Geschichten über das Leben und den Krieg im militarisierten Donbas-Gebiet im Osten der Ukraine.
Zahlreiche Theater und andere Kulturinstitutionen starteten kurz darauf in Reaktion auf den Ukraine-Krieg eine Absichtserklärung zur Unterstützung ukrainischer Kolleg:innen. Die Erklärung ging auf eine Initiative des Kiewer Theaterintendanten Stas Zhyrkov und Lengers zurück und wurde von 70 Kulturinstitutionen unterstützt. Die Unterzeichnenden verpflichteten sich dazu, sich um die künstlerische Integration der Ukraine in die europäische Kulturgemeinschaft zu bemühen, aber auch die ukrainischen Künstler:innen in ihren Häusern zu empfangen, zu beherbergen und aufzuführen, um die ukrainische Theaterarbeit für die europäische Gemeinschaft sichtbar zu machen. Viele haben das in die Tat umgesetzt.
Seit der russischen Invasion am 24. Februar sind inzwischen auch viele ukrainische Theaterleute nach Deutschland geflohen. Einige Netzwerke versuchten Schauspieler:innen in den deutschen Theatern unterzubringen. Das kleine K4|Theater für Menschlichkeit in Wuppertal nahm im Frühjahr gleich vier Akteur:innen aus der Ukraine auf, die bald darauf mit ihrem Stück „Das gestohlene Glück“ eine erste Premiere feierten.
Aus Solidarität mit der Ukraine gab es bundesweit eine Fülle von Veranstaltungen in den Theatern: Diskussionsrunden, Workshops und Lesungen. Im Mai 2022 beteiligten sich zahlreiche Bühnen an dem Projekt „Das Gefühl des Krieges“, bei dem ukrainische Dramatik gelesen und öffentlich diskutiert wurde.
So unerlässlich diese ungebrochene Solidarität mit der Ukraine auch ist, sie sollte auch andere Schicksal nicht vergessen lassen.
So unerlässlich diese ungebrochene Solidarität mit der Ukraine auch ist, sie sollte auch andere Schicksal nicht vergessen lassen. Das gilt einmal für Theaterleute aus Belarus, deren Land in Deutschland nach wie vor viel unbekannter ist. Zwar haben die großen Protestkundgebungen in Belarus 2020 gegen die Wahlfälschung des autoritären Machthabers Alexander Lukaschenko zeitweise internationale Aufmerksamkeit geweckt, aber seither droht die dramatische Repression im Land wieder ganz in Vergessenheit zu geraten.
Dabei ist es sehr wichtig, dass weiter über die Lage in Belarus gesprochen wird und Künstler:innen aus dem Land eine Stimme bekommen. Die Ensemblemitglieder des Belarus Free Theatre sind im Exil verstreut, konnten aber im Herbst 2022 ihr Theaterstück „Discover love” beim Grenzenlos-Festival in Mainz zeigen. Darin ging es um einen belarussischen Oppositionellen, der spurlos verschwand - ein Stück mit brennender Aktualität.
Solche Auftrittsmöglichkeiten sind für die Theaterleute in vielerlei Hinsicht wichtig. Sie können ihre Geschichten auf die Bühne spielen, die verstreute Truppe mal wieder versammeln, aber auch neue Erfahrungen machen und neue Kooperationspartner:innen finden.
Solche Auftrittsmöglichkeiten sind für die Theaterleute in vielerlei Hinsicht wichtig. Sie können ihre Geschichten auf die Bühne spielen, die verstreute Truppe mal wieder versammeln, aber auch neue Erfahrungen machen und neue Kooperationspartner:innen finden. Das ist sehr wichtig, um sich in der globalen Theaterwelt besser zu orientieren und sich neu zu erfinden.
Die schwierige Lage in Russland und die aggressive Kriegsführung des Putin-Regimes verleiten leicht dazu, auch russische Künstler:innen für das in Mithaftung nehmen zu wollen, was ihre Regierung anrichtet. Unter geflüchteten Ukrainer:innen gibt es oftmals eine Erwartungshaltung, dass auch in Deutschland russische Kultur als Ganze unter Gesamtverdacht gestellt werden sollte.
Als der russische Regisseur Kirill Serebrennikov am Hamburger Thalia Theater im Dezember 2022 mit dem Stück von Nikolai Gogol „Der Wij“ Premiere feierte, sah sich das Haus massiven Anfeindungen ausgesetzt. „Russische Kultur ist auch eine Waffe“ wurde bei einer Demonstration von Exil-Ukrainer:innen skandiert. Dabei gilt Serebrennikov keineswegs als Putin-Anhänger und wurde in Russland selbst mit einem zweifelhaften Gerichtverfahren überzogen, das ihm monatelangen Hausarrest zumutete. Aber vielen Ukrainer:innen war auch ein Dorn im Auge, dass er seine Aufführung mit Schauspieler:innenn aus Russland und der Ukraine auf die Bühne brachte. Auch ein solches Zusammenspiel gilt vielen Ukrainer:innen angesichts des Kriegsgeschehens als Tabu.
Der Intendant des Hamburger Thalia Theaters Joachim Lux verteidigte die Gogol-Inszenierung gegen die Proteste. Er erinnerte daran, dass auch nach den Verbrechen der NS-Diktatur im Ausland zwischen dem „Nazi-Deutschland und einem anderen, besseren Deutschland“ unterschieden worden sei. Die Zusammenarbeit deutscher, russischer und ukrainischer Künstler:innen ziele auf eine „Utopie menschlichen Miteinanders“ erläuterte Lux die Intention der Inszenierung.
Auch wenn es sicher angebracht ist, den Vorhaltungen von Ukrainer:innen mit Mitgefühl und Verständnis für deren Schmerz und Verzweiflung zu begegnen, sollten deutsche Theater aber an dieser Stelle eigene Maßstäbe setzen und sich solchen in Teilen nationalpatriotischen Forderungen nicht leichtfertig beugen. Es ist sicher kompliziert, aber deutsche Bühnen sollten im Theater und gesellschaftlichen Diskurs auf keinen Fall Tabuzonen schaffen, sondern Spielräume eher erweitern und Dialog ermöglichen helfen.
Es ist sicher kompliziert, aber deutsche Bühnen sollten im Theater und gesellschaftlichen Diskurs auf keinen Fall Tabuzonen schaffen, sondern Spielräume eher erweitern und Dialog ermöglichen helfen.
Das bedeutet auch, dass uns der Ukraine-Krieg nicht einen Rückfall in ein eurozentristisches Verständnis der Welt aufzwingen sollte. Denn auch in anderen Teilen der Welt gibt es Krieg, Flucht und Vertreibung, denen wir aber in Deutschland leider zu wenig Beachtung schenken.
Seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 scheint nicht nur die deutsche Politik ihren Anteil daran wegzudrängen. Auch anderswo ist die Debatte über das weitere Schicksal des Landes am Hindukusch weitgehend verstummt. Nur sehr vereinzelt haben von Verfolgung, Repression und Gewalt bedrohte Theaterleute die Flucht ins sichere Ausland geschafft, stoßen aber bei der Einreise nach Deutschland auf deutlich größere bürokratische Hemmnisse als die Ukrainer:innen.
Zwar finden Proteste und Massenverhaftungen im Iran größeren Widerhall in deutschen Debatten, aber auch die Lage dort beschäftigt in Deutschland nur sehr vereinzelt mal eine Theatertruppe. Die Lage in Syrien, im Jemen oder in Äthiopien spielt nahezu keine Rolle in unserem Diskurs über das Weltgeschehen.
Mit dem Berliner Gorki Theater gibt es ein Theater, das mit seinem postmigrantischen Konzept bereits seit Jahren zum Spiegel all dieser Geschehnisse wird und ein Ensemble aus zahlreichen Weltgegenden versammelt. Ganz selbstverständlich ist am Gorki die Vielsprachigkeit der Darsteller:innen, die anderswo immer noch als nicht machbar und vermittelbar gilt.
Im Vergleich zum Gorki gibt es zwar auch an vielen anderen Theatern in Deutschland inzwischen Fortschritte bei der Behandlung weltpolitischer Stoffe und der stärkeren Präsenz von Schauspieler:innenn, die nicht nur Deutsche sind, aber kaum einen Fokus darauf. Viel zu lange galt es als Hindernis an vielen Stadttheatern, wenn ein Schauspieler mit einem ausländischen Akzent sprach.
Dabei hat ein wachsender Teil der deutschen Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Die Deutschen reisen gerne und viele kommen in der Welt herum. Da könnte das Theater sich längst vielfältiger präsentieren, auch im Ensemble. Oft ist es eher die freie Theaterszene als ein Stadttheater, das die migrantische Stoffe und Themen verhandelt.
Berlin könnte dabei zu einer europäischen Hauptstadt des künstlerischen Exils werden, mutmaßen manche. Dabei wird verkannt, dass das veraltete deutsche Einwanderungsrecht und die horrende deutsche Bürokratie eine solche Entwicklung eher erschweren.
Berlin könnte dabei zu einer europäischen Hauptstadt des künstlerischen Exils werden, mutmaßen manche. Dabei wird verkannt, dass das veraltete deutsche Einwanderungsrecht und die horrende deutsche Bürokratie eine solche Entwicklung eher erschweren. Das Goethe-Institut hat zwar in Berlin einen neuen Exilort geschaffen und veranstaltet ein Ukraine-Festival, aber künstlerische Zuflucht bieten auch andere europäische Städte.
Für die deutschen Theater bleibt es jedoch genauso wichtig, sich mit ihren künstlerischen Arbeiten selbst weiter in die Welt hinauszubegeben. Nicht ohne Grund hat der künstlerische Leiter der Berliner Schaubühne, Thomas Ostermeier, im Theaterpodcast von Deutschlandfunk Kultur betont, wie wichtig angesichts der globalen Konflikte unverändert die Idee des Austauschs bleibt - und zwar ausdrücklich auch mit Gastspielen in autoritären Staaten wie China oder dem Iran. Dort höre er immer wieder vom Publikum, wie notwendig es sei, dass die „kleine Prozentzahl derer, die in diesen Ländern noch frei Meinungsäußerung, Kunstfreiheit, emanzipatorische Kämpfe zu thematisieren versuche, aus der westlichen Welt Unterstützung bekomme“. Dazu gehöre auch zwischen Regierung und Bevölkerung stärker zu unterscheiden.
Auf die Frage, ob sich ein deutsches Theater nicht zum Kollaborateur mache, wenn es beispielsweise nach China reise, antwortet Ostermeier zu Recht, das sei immer ein schmaler Grat, bei dem es abzuwägen gelte, wie stark man sich positionieren und die Stimme erheben könne.
Ein solches Plädoyer für den Versuch eines schwierigen Balanceaktes passt gut zu dem Selbstverständnis des ITI, das das wechselseitige Verstehen der Theaterkulturen der Welt zu seinen Kernaufgaben zählt. Angesichts der vielen sich überlappenden Krisen und Großkonflikte wird das nicht einfacher, sondern erfordert, mehr Dialog und größere Anstrengungen zum besseren kulturellen Verständnis.
Ein solches Plädoyer für den Versuch eines schwierigen Balanceaktes passt gut zu dem Selbstverständnis des ITI, das das wechselseitige Verstehen der Theaterkulturen der Welt zu seinen Kernaufgaben zählt.
Angesichts der vielen sich überlappenden Krisen und Großkonflikte wird das nicht einfacher, sondern erfordert, mehr Dialog und größere Anstrengungen zum besseren kulturellen Verständnis.
Vorsicht ist dabei allerdings auch geboten, damit die deutschen Theater nicht zu moralischen Lehrbühnen werden. Die Welt in das Theater zu tragen, sollte nicht heißen, so zu tun, als hätte man für alle Krisen ein einfaches Rezept parat.
Im Journalismus beschäftigt uns seit einiger Zeit die drängende Frage, ob das Übermaß an negativen Nachrichten die Menschen nicht davor abschreckt, sich zu informieren. Um einer Abstinenz von den Nachrichten vorzubeugen, wird seit einigen Jahren das Konzept des ‚konstruktiven Journalismus‘ debattiert. Es propagiert nicht etwa die Probleme der Welt weichzuzeichnen oder mit einem rosaroten Filter zu unterlegen. Vielmehr lautet die Empfehlung, die Berichterstattung so auszurichten, dass für die Nutzer:innen Lösungen oder zumindest Perspektiven erkennbar bleiben oder Beispiele für ‚best practise‘ vorzustellen.
Eine Übertragung dieses Konzepts auf ein ‚konstruktives Theater‘ lässt sich vermutlich kaum realisieren und erscheint wenig sinnvoll. Aber es gilt einen eigenen, genrespezifischen Weg zu finden und einzuschlagen.
Denn anders als die flüchtige, aktualitätsgetriebene Medienwelt kann das Theater größere Fragen in vielfältiger Weise auf der Bühne verhandeln und mit ganz anderen, eben theatralen, Mitteln zum gesellschaftlichen Debattenraum werden. Dabei sollte allerdings weniger die Befindlichkeit der Macher:innen und Akteur:innen im Vordergrund stehen als der Realitätsabgleich mit der ‚echten Welt‘ da draußen.
Dabei sollte allerdings weniger die Befindlichkeit der Macher:innen und Akteur:innen im Vordergrund stehen als der Realitätsabgleich mit der ‚echten Welt‘ da draußen.
Deshalb sind die Triggerwarnungen, die einige Häuser jetzt auf ihren Webseiten gerne veröffentlichen, um Zuschauer:innen vor möglicher Gewalt, Sexszenen oder einigen derben Formulierungen frühzeitig zu warnen, eher ein fragwürdiger Weg, sich mit der Welt da draußen auch auf der Bühne auseinander zu setzen.
Denn die Welt da draußen hält für uns alle keine Triggerwarnung bereit. Im Gegenteil. Wir sollten uns deshalb als Zuschauer:innen ganz anders wappnen, wenn wir der Gegenwart auch im Theater begegnen wollen.
Gemma Pörzgen ist freie Journalistin mit Osteuropa-Schwerpunkt. Sie arbeitet als Redakteurin in der Online-Redaktion von Deutschlandfunk Kultur, ist Chefredakteurin der Zeitschrift „Ost-West. Europäische Perspektiven“ und Veranstaltungsmoderatorin.