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15 Min

28.11.2024

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Dr. Olusola John

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Marie Konrad

Ethik der internationalen Zusammenarbeit und Partnerschaft im Bereich der darstellenden Künste

Überlegungen auf Grundlage der Gesprächsreihe „Partners In or Off the Ship? Raum schaffen für den Dialog über internationale Partnerschaften“

 

Inmitten der globalen Krisen, die weiterhin Auswirkungen auf die Künste haben, ist die internationale und transkulturelle Zusammenarbeit in den darstellenden Künsten unerlässlich. In einem Umfeld zunehmender Polarisierung, in dem Diskriminierung und Ausgrenzung an der Tagesordnung sind, zeugt der Mut zu künstlerischen Beziehungen, Grenzüberschreitungen und Kooperationen von Hoffnung. Künstler:innen entwickeln mit alternativen Ansätzen oft neue, partizipative Ideen für unsere gemeinsame Basis und Gesellschaft – doch diese experimentellen Räume sind meist rar und schrumpfen weiter. Umso mutiger ist es, den Schritt zu wagen und einen Raum für freien künstlerischen Ausdruck, Begegnungen und Diskussionen zu schaffen.
Darüber hinaus ist für aufstrebende Künstler:innen und Kunstschaffende die Notwendigkeit, Partnerschaften einzugehen und zusammenzuarbeiten, von zentraler Bedeutung für das Wachstum unseres Handwerks. Partnerschaften müssen gleichberechtigt und ethisch vertretbar sein, um Veränderungen zu ermöglichen und zu verstärken. Was also sind die Voraussetzungen für eine faire und ethische Partnerschaft?

Um dieses Thema zu untersuchen, haben das Network of Emerging Arts Professionals (ITI Worldwide), die ITI Academy (ITI Deutschland) und das Centre for Socially Engaged Theatre (C-SET) die Dialogreihe „Partners In or Off the Ship? Raum schaffen für den Dialog über internationale Partnerschaften“ über die Ethik der internationalen Zusammenarbeit und Partnerschaft in den darstellenden Künsten kuratiert. Insgesamt fanden drei Gespräche zwischen Mai und Juli 2024 online statt.
Die Diskussionen wurden von den folgenden Fragen geleitet: Was bedeutet es, einen sichereren und mutigeren Raum zu schaffen und zu erhalten? Wie kann man einer fürsorglichen Praxis treu bleiben? Wie geht man mit Konflikten und Missverständnissen um? Wie gehen Künstler:innen mit Risiken und Einschränkungen der Meinungsfreiheit um? In welcher Weise entwickeln Künstler:innen Methoden, die zur transnationalen Demokratie beitragen? Was sind die Bedingungen für die gemeinsame Gestaltung eines gleichberechtigten internationalen Kulturaustauschs? Das Ziel der Gesprächsreihe war nicht, Lösungen für die aufgeworfenen Fragen zu finden, sondern Gelegenheiten für aufstrebende Künstler:innen zu schaffen, ihre Erfahrungen zu teilen, gemeinsam zu lernen und Wissen darüber auszutauschen, wie sie in ihrer Praxis diese Fragen umschiffen.

Die Dialogreihe wird im Folgenden von Dr. Olusola John, Gastwissenschaftler am Centre for Socially Engaged Theatre (C-SET), zusammengefasst und bewertet. Eine ungekürzte Fassung seines Berichts erschien auf der Website des C-SET.

Hintergrund der internationalen Zusammenarbeit im Bereich der darstellenden Künste

Die internationale Zusammenarbeit im Bereich der darstellenden Künste ist entscheidend für die Pflege des kulturellen Austauschs, die Förderung des Verständnisses und den Aufbau von Beziehungen zwischen den Nationen. Studien zeigen, dass Dialog und Zusammenarbeit in den darstellenden Künsten die kulturelle Vielfalt fördern, das immaterielle Erbe bewahren und interkulturelle Beziehungen stärken können. Doulamis et al. (2017) betonen die Bedeutung der Umwandlung immaterieller folkloristischer darstellender Künste in greifbare digitale Formate, um die kulturelle Vielfalt zu fördern, das Bewusstsein für traditionelle Künste zu schärfen und den interkulturellen Dialog zu erleichtern. Durch die Digitalisierung darstellender Künste, insbesondere Volkstänze, können Länder ihr kulturelles Erbe einem globalen Publikum zugänglich machen und damit Zusammenarbeit und Verständnis fördern. Skoryk (2024) erörtert die Vorteile des internationalen Austauschs in der Kunstausbildung und hebt hervor, dass das Studium und die Arbeit in unterschiedlichen kulturellen Umgebungen wertvolle Möglichkeiten für Förder:innen und Künstler:innen bieten. Ein solcher Austausch verbessert nicht nur künstlerische Fähigkeiten, sondern fördert auch das interkulturelle Verständnis und die Zusammenarbeit im Kunstbereich. Im Kontext des kulturellen Austauschs untersuchen Yang & Zhao (2023) die Geschichte und Zukunft des chinesisch-pakistanischen Kulturaustauschs und betonen, wie Konflikte durch gegenseitige Besuche effektiv gelöst werden konnten, was zu einem tieferen Verständnis und Vertrauen zwischen den beiden Nationen geführt hat. Dies ist ein Beispiel dafür, wie langfristige Zusammenarbeit und Kulturaustausch zum Aufbau starker Beziehungen und zur Förderung internationaler Partnerschaften beitragen können.

Darüber hinaus betont Wang (2024) die Rolle der darstellenden Künste im internationalen Kulturaustausch und bietet neue Perspektiven für die globale Kunsterziehung und Identitätsbildung. Durch die Anerkennung der Bedeutung der ornamentalen und darstellenden Künste im Zeitalter der Globalisierung können Länder internationale Partnerschaften nutzen, um den kulturellen Dialog und die kulturelle Zusammenarbeit auf globaler Ebene zu fördern. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die internationale Zusammenarbeit im Bereich der darstellenden Künste unerlässlich ist für die Pflege der Kulturdiplomatie, die Verbesserung des gegenseitigen Verständnisses und die Förderung von Kooperationen zwischen Nationen. Indem Länder Dialog, kulturellen Austausch und künstlerische Zusammenarbeit einbeziehen, können sie die Kraft der Künste nutzen, um kulturelle Unterschiede zu überbrücken, Vielfalt zu feiern und internationale Partnerschaften im Bereich der darstellenden Künste zu stärken.

 

Die Bedeutung von Ethik in internationalen Partnerschaften

Die drei Gespräche der Reihe „Partners in or off the ship? Raum schaffen für den Dialog über internationale Partnerschaften“ betonen die Bedeutung des Dialogs in internationalen Partnerschaften, insbesondere im Kontext von Organisationen der darstellenden Künste. Sie unterstreichen die Rolle prinzipientreuer Verhandlungen, Track II-Diplomatie und komplexer Wechselbeziehungen bei der Vertrauensbildung, der Lösung von Konflikten und dem Vorantreiben gemeinsamer Interessen. Organisationen der darstellenden Künste können ihre gegenseitige Abhängigkeit stärken und eine nachhaltige Entwicklung fördern, indem sie Räume für den Dialog über zentrale Fragen des kreativen Sektors schaffen.

Ethische Erwägungen in internationalen Partnerschaften sind entscheidend für den Aufbau von Vertrauen, das Reputationsmanagement, Regelkonformität, nachhaltige Beziehungen, Risikomanagement, unternehmerische Sozialverantwortung (CSR) und die Arbeitsmoral der Partner:innen und Künstler:innen. Zu den ethischen Erwägungen, die in internationalen Partnerschaften berücksichtigt werden sollten, gehören faire Arbeitspraktiken, Transparenz, die Einhaltung lokaler Gesetze und der Respekt für lokale Bräuche, Anti-Korruptionsmaßnahmen und Umweltverantwortung.
Organisationen der darstellenden Künste können langfristig erfolgreich sein und einen positiven Beitrag zur globalen Landschaft des Kreativsektors leisten, indem sie ethisches Verhalten in den Vordergrund stellen.

Dialog I_Sichere und mutige Räume schaffen

Mit: Charles Etubiebi, Gerald Odil Ronnie & Nora Tormann

Sichere und mutige Räume sind entscheidend, um ein Umfeld zu schaffen, das sowohl Sicherheit als auch Ermächtigung fördert, wobei gleichzeitig anerkannt wird, dass Risiken niemals vollständig beseitigt werden können. Diese Räume regen zu mutigen Gesprächen und Handlungen an und tragen zum persönlichen sowie kollektiven Wachstum bei. Insbesondere in Bildungseinrichtungen unterstützen sie soziale Gerechtigkeit und integratives Lernen durch die Anwendung transformativer Führungsprinzipien. Auch in den darstellenden Künsten, im Kreativsektor und in der Gemeinschaftsentwicklung spielen sichere und mutige Räume eine wichtige Rolle. Initiativen wie der Workshop „Creating Brave Spaces" (Mutige Räume schaffen) setzen sich mit Mikroaggressionen auseinander, während Stadtplanungskonzepte die Verbesserung von Sicherheit und Aufenthaltsqualität fokussieren. Durch die Umsetzung solcher Konzepte können Organisationen der darstellenden Künste und Kommunen darauf hinarbeiten, Umfelder zu schaffen, in denen Sicherheit, Gerechtigkeit und Mut im Vordergrund stehen – und so positiven sozialen Wandel und kollektives Wohlbefinden fördern.

 

Schaffen eines sicheren (und mutigen) Raums im Bereich der darstellenden Künste

Ein „safe space“ (sicherer Raum) ist eine grundlegende Voraussetzung für sinnvolle Partnerschaften, die Ausdruck, Zusammenarbeit und gegenseitiges Verständnis ermöglichen. Der Begriff entstand in den 1930er Jahren in Schwulenbars in den USA und bezeichnet ein physisches Umfeld, das frei von Belästigungen und Bedrohungen ist und in dem sich Gleichgesinnte versammeln können. Ein sicherer Raum gewährleistet die Gleichbehandlung aller und fördert Authentizität, was wiederum die Verletzlichkeit der Beteiligten erhöht. In einem solchen Raum wird ein offener und ehrlicher Dialog aus verschiedenen Perspektiven gefördert, der das Lernen und gegenseitiges Verständnis begünstigt. Trotz dieser positiven Aspekte wurden die ersten Safe Spaces in Bars oft von der Polizei gewaltsam gestürmt. Für die Schaffung eines sicheren Raums ist es entscheidend, dass eine bestimmte, häufig selbstorganisierte Gemeinschaft existiert, die gemeinsame Werte, Ziele und eine gemeinsame Kultur teilt. Ein Verständnis der Stärke dieser Gemeinschaft und des Grunds für ihr Zusammenkommen ist wichtig für die Entwicklung eines sicheren Raums. Angesichts der beteiligten Partner:innen und ihrer vielfältigen Beiträge wird die Gemeinschaft dabei selbst zur Ressource. Eingebettet in die Gemeinschaft ist die gemeinschaftliche Fürsorge – eine geteilte Verantwortung, die alle miteinander verbindet und ein stärkeres Gefühl von Sinnhaftigkeit vermittelt. Verletzlichkeit spielt eine zentrale Rolle beim Schaffen eines sicheren und mutigen Raums, da sie den Menschen ermöglicht, sich sinnvoll einzubringen und ihre Schwächen zu zeigen. Das Vorleben von Verletzlichkeit im kreativen Prozess ist ein Ausdruck davon, dass wir voneinander lernen können – insbesondere über unterschiedliche Kulturen – und dadurch zu einem besseren Verständnis gelangen. In der internationalen Zusammenarbeit und in internationalen Partnerschaften wird durch das Vorleben von Verletzlichkeit der Prozess des gegenseitigen Lernens und Verstehens weiter vertieft. Gemeinsame Werte wie Verletzlichkeit, Fürsorge, Rechenschaftspflicht und Verantwortlichkeit sind in internationalen Partnerschaften von zentraler Bedeutung. Diese Werte dienen als Leitprinzipien für soziales Engagement, den Respekt vor dem Wissen und der Erfahrung anderer sowie für Transparenz bei der Projektdurchführung und -überwachung. Transparenz gewährleistet Verständnis und gute Arbeitsbeziehungen. Die Notwendigkeit, sichere und mutige Räume zu schaffen, ist dringlich und wesentlich, da Institutionen zwar oft den Anspruch erheben, sichere Räume zu bieten, dabei jedoch oft Gefahr laufen, die bestehenden Machtdynamiken zu übersehen, die innerhalb der Organisation weiterhin bestehen.

Während des Vortrags gaben die Redner:innen Beispiele, wie sie in ihren jeweiligen Gemeinschaften und Arbeitsumgebungen sichere Räume schaffen und aufrechterhalten.
Der Künstler und Kurator Gerald Odil Ronnie beschrieb diese Praxis wie folgt:

„Es ging darum, einen Raum zu schaffen, in dem Menschen zusammenarbeiten und Konflikte darüber austragen können, was diese Werte für sie bedeuten. Das heißt, es gab keine einzelne Rolle, sondern wir waren alle verantwortlich. Es gab Kollaborateur:innen, und jede Partei hatte das gleiche Mitspracherecht und den gleichen Anteil am Projekt. Wir veranstalteten vierteljährlich eine Reihe von Kunstausstellungen, Performances, visuellen Ausstellungen und anderen Kollaborationen und erkannten, dass Konflikte die Partnerschaft bereichern können. Wir waren queere Menschen, die mitten in der Stadt Kampala eine queere Veranstaltung organisierten. Wir mussten sowohl an die Menschen als auch an die Polizei denken, aber es war hilfreich, mit Personen zusammenzuarbeiten, die die Verletzlichkeit des Raums und das Konfliktpotenzial verstanden. Es ging darum, mit Menschen zu kommunizieren, die sich vielleicht nicht vorstellen konnten, wie eine Performance durch die queere Linse oder die Experimente aussehen würden, an denen die Künstler:innen gearbeitet haben.“

Sichere und mutige Räume berücksichtigen auch die spezifischen Einschränkungen, die unterdrückten Künstler:innen auferlegt werden, insbesondere in Kriegsgebieten, wie Gaza, wo kein:e Künstler:in sicher ist. In solchen Kontexten stellt sich die Frage, wie (Kultur-)Institutionen außerhalb von Kriegs- und Krisenregionen dazu beitragen können, möglichst mutige Räume für offenen Austausch und Dialog zu erhalten. Wie gehen Institutionen mit der Kulturpolitik ihrer jeweiligen Regierung um? Und wie gehen Künstler:innen innerhalb und außerhalb von Institutionen mit den Praktiken um? Die meisten Organisationen, die von der Regierung finanziert werden, orientieren sich an den Vorgaben ihrer Fördergeber:innen. Die Institutionen befinden sich sehr oft in der Rolle des Vermittlers zwischen Geldgeber:innen und Begünstigten. Ein solcher Dialog könnte es den Organisationen ermöglichen, eine Plattform zu schaffen, die sichere und mutige Räume fordert. Künstler:innen müssen bereit sein, das Unbehagen zu erfahren, das mit der Auseinandersetzung mit diesen Unterschieden und Anliegen verbunden ist, um letztlich auf einen Wandel hinzuarbeiten, der zu sicheren und mutigen Räumen führt.

 

Dialog II_Praktiken der Fürsorge in der künstlerischen Praxis

Mit: Aganza Kisaka, Alex D. Loo & Jeff Fagundes

Zu den Praktiken der Fürsorge in der künstlerischen Praxis gehören die Schaffung eines förderlichen Umfelds, der gegenseitige Austausch und der Besuch von Ausstellungen anderer Künstler:innen, um deren Arbeit zu würdigen und zu zeigen, dass sie von Bedeutung ist. Künstler:innen müssen lernen, die Schönheit ihrer Werke über deren Funktion hinaus zu schätzen und konstruktives Feedback zu ihrer Arbeit anzunehmen. Fürsorge für das Publikum bedeutet, Werke zu schaffen, die spezifische Bedürfnisse ansprechen, und die Menschen korrekt zu behandeln. Dieser Prozess schult das Publikum und befähigt es, Verantwortung für gesellschaftliche Themen zu übernehmen. Künstler:innen müssen verstehen, dass Fürsorge sowohl notwendig als auch ein Privileg ist. Sie sollten sorgfältig abwägen, mit wem sie sich umgeben. Frustration im Zusammenhang mit der Fürsorge kann auftreten, wenn es in der Kultur nur um Fürsorge geht, vor allem, wenn es in der gesellschaftlichen Kultur nur um Fürsorge geht. Es ist wichtig, Praktiken der Fürsorge mit Leistungsindikatoren und Ergebnissen in Einklang zu bringen. Dies hilft den Künstler:innen zu erkennen, dass Angst ein normaler Bestandteil des Prozesses ist und validiert ihre Erfahrungen. Ein solcher Ansatz fördert die Umwandlung von Angst und Emotionen in konkrete Handlungen, wie etwa die Nutzung von Angst und Wut als starke Werkzeuge des Protests. Die Fürsorge für den/die Betreuer:in ist ebenfalls entscheidend, denn nicht jede Arbeit ist wichtig, aber jede Arbeit ist bedeutungsvoll. Künstler:innen müssen der Erholung im kreativen Prozess Vorrang einräumen, da diese für die effiziente Arbeit des kreativen Geistes unerlässlich ist. Häufige „Check-ins“ mit sich selbst und dem Team können dabei helfen, Frustrationen abzubauen und einen sicheren Raum zu schaffen, der von einer Atmosphäre der persönlichen Fürsorge geprägt ist.

Gerade in der internationalen Zusammenarbeit, in der sprachliche und kulturelle Barrieren überwunden, Bedürfnisse kommuniziert und Raum für Flexibilität geschaffen werden müssen, ist Fürsorge entscheidend. Es ist wichtig, die Partner:innen nach ihren Vorlieben und Zeitplänen zu fragen und zu überlegen, ob sie zu einem entspannteren oder akklimatisierteren Zeitpunkt arbeiten möchten.

Die Arbeit mit Menschen aus anderen Ländern erfordert ein tiefes Verständnis für ihre Kommunikationsstile und ihre kulturelle Stellung. Künstler:innen sollten sich ihres Beitrags zur globalen Kulturproduktion bewusst sein und nicht davor zurückschrecken, Fragen zu stellen, die ihnen ein gutes Gefühl geben. Ihre einzigartige Perspektive auf die internationale Zusammenarbeit in den darstellenden Künsten ist von zentraler Bedeutung, um Richtlinien zu entwickeln und Finanzierungsanträgen zu formulieren. Künstler:innen müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass ihr Körper häufig ausgebeutet wird und müssen den Kampf fortführen, indem sie Fürsorgepraktiken wie Erholung und die Möglichkeit zur Frustrationsbewältigung anwenden. Ständige Kommunikation ist unerlässlich, ebenso wie die Schaffung sicherer Räume, in denen Bedenken geäußert werden können. Ein Notfallplan für Aggression, Belästigung oder Gewalt ist dabei ebenso wichtig wie klare Rollen und Verantwortlichkeiten. Die Schaffung einer Atmosphäre der Freude und des Vergnügens, die Bewältigung von Konflikten, das Lernen aus Fehlern und die Vermeidung von ungesundem Wettbewerb steigern die Motivation und Inspiration in den darstellenden Künsten.

 

Dialog III_Praktiken der Konfliktbewältigung

Mit: CJ Ochoco, Samba Yonga & Lloyd Nyikadzino

Internationale Zusammenarbeit erfordert vielfältige Praktiken zur Konfliktlösung und zur Förderung der Kooperation. Konfliktbewältigung in der internationalen Zusammenarbeit umfasst Mediation, regionale Zusammenarbeit, die Förderung von Strategien zur Kooperationslösung, die Entwicklung von Empathie, die Nutzung regionaler Ansätze und zivilgesellschaftlicher Friedenskonsolidierung sowie ein effektives Konfliktmanagement durch Führungskräfte. Diese Praktiken zielen darauf ab, die Zusammenarbeit zu verbessern, Streitigkeiten beizulegen und zu einer friedlicheren und harmonischeren Weltordnung beizutragen.

 

Konfliktmuster

Ein Konflikt entsteht, wenn gegensätzliche Vorstellungen aufeinandertreffen und kann durch verschiedene Faktoren bedingt sein. Kulturelle Konflikte sind häufige Herausforderungen in der internationalen und internen Zusammenarbeit, da sie Verständnis und Respekt für unterschiedliche Kulturen erfordern. Technische Konflikte hingegen betreffen praktische Themen wie Finanzierung, Infrastruktur und begrenzte Kapazitäten während der Projektdurchführung. Im Globalen Süden können Konflikte aufgrund von Annahmen über Entscheidungsfindung, Finanzierung und Ressourcenzuteilung entstehen. Kommunikationskonflikte ergeben sich oft durch Spannungen zwischen Führung, Managementpraktiken und Teambildung. Finanzierungs-/Vergütungskonflikte entstehen aus der Idee einer empfohlenen Vergütungsliste für verschiedene Länder und Akteur:innen an verschiedenen geopolitischen Standorten. Im Globalen Süden, insbesondere in Afrika, kann die Vergütung niedriger sein, was zu schwierigen Gesprächen über Fairness führt. Auch die ungerechtfertigte Verweigerung von Finanzmitteln kann zu Konflikten führen, da Gebiete wie Guam – ein Beispiel, das CJ Ochoco anführt – bei der finanziellen Unterstützung oft übersehen werden. Um diese Konflikte anzugehen, ist es entscheidend, Strukturen der Integration und Kooperation zu schaffen, die es den Partnern ermöglichen, ihre gewünschten Ziele zu erreichen. Durch die Auseinandersetzung mit diesen Konfliktmustern können Organisationen ein besseres Verständnis und eine stärkere Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gemeinschaften fördern.

In Kulturaustauschprojekten können Themen wie Ethik, Partnerschaften, Engagement, Vergütung, Entscheidungsfindung, Mobilität, Ergebniserzielung und Positionierung zu Konflikten führen. Afrikanische Künstler:innen sehen sich häufig mit Mobilitätsbarrieren konfrontiert, die insbesondere Visafragen oder strengen bürokratischen Verfahren geschuldet sind. Um Lösungen zu finden, müssen diese Konflikte angegangen und konkrete Empfehlungen an verschiedene Stellen gegeben werden. Ein zentraler Aspekt in der Konfliktbewältigung ist der Dialog über die Zuweisung von Mitteln, Erwartungen und Entscheidungskriterien. Insbesondere für Institutionen im Globalen Süden, in denen oft begrenztes Wissen über Rechte besteht, ist es von entscheidender Bedeutung, Schauspieler:innen, Bühnenleiter:innen und Designer:innen aktiv in den künstlerischen Schaffungsprozess einzubeziehen. Gemeinsame Anstrengungen sind unerlässlich, da Theater auf dem Erzählen von Geschichten basiert und ein mächtiges Instrument zur Lösung dieser Konflikte sein kann.

 

Schlussfolgerung

Die internationale Zusammenarbeit im Bereich der darstellenden Künste ist entscheidend für die Pflege des kulturellen Austauschs, die Förderung des Verständnisses und den Aufbau von Beziehungen zwischen den Nationen.

In den Gesprächen wurden die unzähligen Probleme aufgezeigt, mit denen sich darstellende Künstler:innen und Organisationen konfrontiert sehen und die ihre Praktiken im Laufe der Jahre beeinflusst haben. Auch wenn die internationale Zusammenarbeit oft mit Herausforderungen verbunden ist, insbesondere wenn vor und während der Projekte viele Annahmen getroffen werden, ist es wichtig, ethische Sorgfalt in den Prozess einzubringen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Ziele solcher Projekte so reibungslos wie möglich erreicht werden können.

Die Gesprächsreihe schlägt einen praktischen Ansatz zur Konfliktbewältigung im Zusammenhang mit kulturellen Praktiken vor, der den Dialog im Vorfeld der Finanzierung, die Bereitstellung von Informationen und den kulturellen Austausch in den Vordergrund stellt. Dabei wird darauf hingewiesen, dass die Partner im Empfängerland wertvolle Erfahrungen und Kenntnisse beisteuern, die eine fundierte Entscheidungsfindung maßgeblich unterstützen können. Besonders hervorgehoben wird die Bedeutung spezifischer Gespräche über den Kontext von Organisationen oder Partnerländern, die sich darauf konzentrieren, was für sie funktioniert und wie ihre Infrastruktur gestärkt werden kann.

Ein weiteres Ergebnis ist die Notwendigkeit, generationsübergreifende Konflikte zu lösen. Es wird betont, wie wichtig es ist, Ungerechtigkeiten zu erkennen und mögliche Lösungen zu finden, um diese zu bewältigen. Darüber hinaus wird die Rolle der Empathie und der Erinnerung an indigene Praktiken der Fürsorge für die Gemeinschaft bei Konflikten in den darstellenden Künsten betont.

Durch kulturellen Austausch und künstlerische Zusammenarbeit können Länder die Kraft der Künste nutzen, um kulturelle Unterschiede zu überbrücken, Vielfalt zu feiern und internationale Partnerschaften im Bereich der darstellenden Künste zu stärken. Dies unterstreicht auch die wichtige Rolle des Publikums in diesem Bereich, wodurch dieses sich geschätzt und integriert fühlt.

 

 

Übersetzt aus dem Englischen von Claudia Jones


Literatur

Doulamis, N. D., Doulamis, A. D., & Varvarigos, E. (2017). Virtual associations of prosumers for smart energy networks under a renewable split market. IEEE Transactions on Smart Grid, 9(6), 6069-6083.

Skoryk, T., Dorohan, I., Demchyk, K., Sidorova, I., & Strebkova, D. (2023). International exchanges

Wang, Q., & Phanlukthao, P. (2024). Golden Sunbird: Semiotics and Cultural Identity in the Context of Modern China. The International Journal of Interdisciplinary Cultural Studies, 19(1), 81.

Yang, F., & Zhao, T. (2023). Conflict and Adaptation: The History and Future of China-Pakistan Cultural Exchange. Pacific International Journal, 6(1), 142-148.

 

Dr. Olusola John ist Coach und Mentor mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in der Arbeit mit verschiedenen Individuen und Gruppen, von jungen Berufstätigen bis zu Führungsteams, von gemeinnützigen Einrichtungen bis zu Existenzgründer:innen. Vor kurzem hat er ein Schulungs- und Coachingprojekt für das deutsche GIZ-Programm für Rückkehrer nach Nigeria durchgeführt. Er hat sich auf Problemlösungen in den Bereichen Führungskrise, Veränderungsmanagement und emotionale Intelligenz spezialisiert. Er ist außerdem Workshop-Leiter, Konferenzredner und Trainer für die Entwicklung von Führungsqualitäten und organisatorischen Fähigkeiten. Er ist ein zertifizierter Coach für emotionale Intelligenz sowie Business- und NLP-Coach. Darüber hinaus ist Dr. John auch Luftfahrtexperte bei der Nigerian Airspace Management Agency. Er promovierte in Kunstmanagement an der Ahmadu Bello University, Zaria (Nigeria). Derzeit ist er Gastforscher am Centre for Socially Engaged Theatre (C-SET) an der University of Regina (Kanada).